Wer kreativ denkt, ist klar im Vorteil: Durch diese Denkweise kommen wir zu besseren Lösungen und meistern unser Leben – mit mehr Leichtigkeit und Freude
"The best work is the work you are excited about." Rick Rubin - The Creative Act
Die Kreativität im Alltag anzukurbeln und sich für das Zeit zu nehmen, was einem Freude bereitet, ist oft schwierig. ABER: Wir können unsere Kreativität trainieren. Das Gute ist, dass wirklich jede*r dazu in der Lage ist. Und, das beste daran: Kreativität ist ansteckend!
Wie können wir also – neben all den Verpflichtungen und dem Alltagsstress – uns dazu animieren, mehr Platz für unsere Ideen zu schaffen? Fangen wir einfach an. Schauen wir uns zunächst die Vorteile an.
Warum es eine gute Idee ist, die eigene Kreativität zu fördern
Dass es kreative Menschen gibt und eben nicht kreativ Begabte, ist ein Vorurteil, das sich hartnäckig hält, aber nicht stimmt. Jede*r kann und muss sogar kreativ sein, um das Leben flexibel zu meistern. Mit unvorhersehbaren Situationen gehen wir am besten mit neuen Lösungen um. Mit Kreativität sind wir in der Lage, unseren Alltag aktiv zu gestalten. Die IKEA-Vasen öden uns an? In dem Fall nehmen wir Farbe und malen sie bunt an. Oder wir erschaffen coole Oberflächenstrukturen, indem wir Backpulver und Natron mischen. Wieder im Dispo? Wir schaffen Abhilfe, indem wir das 7-Kontenmodell einführen.
Nehmen wir an, eine Online-Umfrage ergibt, dass unsere Website langweilig ist. Anstatt den Kopf in den Sand zu stecken und etwas Neues anzufangen, könnten wir erst einmal innehalten: Stellen wir uns zum Beispiel ein Ladengeschäft vor, wo unsere Wunschkund*innen gern verweilen. Hier kann ein Visionboard sehr hilfreich sein – dank Pinterest & Co. ist dies ganz einfach zusammenzustellen. Anhand von Kundenavataren malen wir uns aus, was gut ankommt und auf was wir lieber verzichten sollten. Auch Benchmarking ist erlaubt, was das Design anbelangt. Die meisten Ideen basieren eh auf den Ergebnissen anderer.
Wenn unsere Ideen nicht sichtbar werden...
...bleiben sie bloß Vorstellungen in unseren Köpfen. Es wäre äußerst schade, das Potenzial nicht zu entfalten. Kreativität ist nicht nur eine Art zu denken, sondern vor allem, die Art und Weise, wie wir uns ausdrücken. Dies kann sich in verschiedenen Formen äussern; in Wortgewandtheit, in Schreibkunst, in Zeichnungen, Musik, Tanz und so weiter. Dabei sollten wir keine Angst vor kreativen "Remixes" haben.
Ein gutes Beispiel ist Steve Jobs, den wir intuitiv mit unseren Heimcomputern in Verbindung bringen. Dass diese von Xerox erfunden worden sind, wissen wahrscheinlich nur noch wenige. Dennoch gelang Jobs der kreative Durchbruch, indem er ein altbekanntes Problem löste und den Computer – später das Handy – anwenderfreundlich gestaltete. Er hatte in Lösungen gedacht, die keiner zuvor in Erwägung zog. "Think out of the box!" Übrigens war er ein Meditationsfan und sagte, dass diese Praxis (unter anderem) seine Kreativität steigerte.
Was Kreativität behindert und fördert
Wer hat nicht schon mal mit eintönigen Firmen zu tun, wo alle nur gestresst waren oder im eigenen Saft schmorten? "Das machen wir halt so.." oder "Das machen wir seit 20 Jahren so.." sind Killersätze für jede Kreativität und gleichzeitig Garanten dafür, Innovationen im Keim zu ersticken. Einer Studie von Herrn Prof. Frese zufolge, belegte Deutschland von 63 Ländern weltweit den vorletzten Platz in Sachen Fehlertoleranz. Versagensangst behindert kreative Ansätze und somit Innovation.
Jetzt wieder zu uns.
Was können wir tun, um kreativer im Alltag zu sein?
Als erstes gilt, die gemütliche Komfortzone zu verlassen. Das gelingt besser, wenn wir uns den großen Wert unserer Kreativität bewusst machen – mit dem Wissen „Je öfter ich kreativ werde, desto besser werde ich darin.“ Neurologische Erkenntnisse zeigen, dass diese Fähigkeit wie ein Muskel trainiert werden kann.
Hier ein paar "Brain Hacks", wie wir laut Expert*innen unsere Kreativität fördern können:
1. Gewohnheiten checken und Einfallsreichtum stärken
Denke dir zwei neue Ideen aus, wie du deinen Arbeitstag leichter bzw. effizienter gestalten kannst. Vielleicht möchtest du dafür deinen Arbeitsplatz oder für mehr Anregung die Kunst an deiner Wand neu ausrichten. Auch könntest du die Reihenfolge deiner Aufgaben gemäß deines Aufmerksamkeitslevels am Tag überdenken.
Mittag- / Abendessen: Koche mal etwas Neues. Wie wäre es mit spanischen Tapas oder japanischen Ramen? Lade Freunde ein, um gemeinsam zu essen. Eine Freundin berichtete, dass sie im Freundeskreis ein Menü aus dem kreieren, was spontan mitgebracht wird.
Rationalisiere deine ToDos so, dass du mehr schaffst. Hast du die ganze Woche im Blick? Die Liste an ToDos könntest du mit dem Eisenhower-Prinzip priorisieren, bevor die nächste Woche ansteht. Die Zettelwirtschaft lenkt dich ab? Vielleicht brauchst du definierte Zeitfenster für Admin-Tätigkeiten oder ein neues Ablagesystem.
Egal, was uns im Kleinen einfällt; es geht darum, eine tägliche Gewohnheit zu überdenken und neu anzugehen. Das kann der abendliche Usus in der Arbeitswoche sein, auf der Couch zu liegen und auf Social Media die nötige Inspiration fürs Leben zu finden. Wenn wir ehrlich sind, bleiben wir passiv (es sei denn, wir kaufen etwas…). Eher selten finden wir wahre Anregungen für uns, wenn wir nicht bereits unser Leben selbst aktiv gestalten.
Die Passivität und die Flucht in Social Media ist ein Phänomen unserer Zeit, weshalb wir unser Gehirn weniger anstrengen. Anstatt uns permanent abzulenken – und das Leben anderer mitzuleben – könnten wir Neues ausprobieren: ins Theater gehen, Tate Modern online besuchen und den Anleitungen folgen, Freunde zum Spieleabend treffen, draussen im Grünen ein Picknick machen, interessante Artikel in einem Kreativordner zusammenstellen, mit der besseren Hälfte eine neue Sportart ausprobieren etc.
Wenn wir Routinen neu denken – egal, ob im Beruf oder privat – können wir das machen, was uns gut tut. Der positive Effekt ist, dass wir automatisch lebendiger und erfinderischer werden. Mit mehr Übung steigt die Wahrscheinlichkeit, dass wir kreativer mit Problemlösungen werden. Es liegt an uns.
2. Divergentes Denken
Die Fähigkeit, ein Objekt originell oder für neue Zwecke anzuwenden. Divergentes Denken wird mit Kreativität verknüpft. Folgende Übungen helfen, "out of the box" zu denken.
Denke dir drei neue Möglichkeiten aus, wie du ein übliches Gerät o.ä. verwenden kannst: Toaster, Seife, Gummiband usw. So wurden Makkaroni im Restaurant zu nachhaltigen Strohhalmen.
Denke dir neue Zubereitungsarten für dein Heißgetränk am Morgen aus, zum Beispiel mit Matcha oder Gewürzen.
Ziehe neue Wege oder Fortbewegungsmittel in Erwägung, um zur Arbeit zu kommen.
Nehme ein Lebensmittel, das du häufig kochst und denke dir neue Rezepte aus. Romana-Salat in Hälften schneiden und kurz anbraten (mein Tipp;)). Dazu Birne, Walnüsse und Gorgonzola.
3. Spazieren gehen
Obwohl es langweilig und zu simpel scheint, haben Psychologen von der Standford Universität in 2014 mit einer Studie erfolgreich nachweisen können, das sich Gehen positiv auf unsere Kreativität auswirkt. Hier die Ergebnisse:
81 % der Testpersonen konnten ihr divergentes Denken steigern während sie gingen (statt zu sitzen).
In einem anderen Experiment wurde die Generierung von Analogien getestet. Beispiel: "Blind wie ein Maulwurf sein." Es kam heraus, dass 100 % der Personen, die draussen spazieren waren, mindestens eine „hoch-qualitative“ Analogie fanden. Nur die Hälfte der Menschen, die indes drinnen saßen, schafften das.
Es gibt also in der Tat eine Verbindung zwischen Bewegung und Kreativität. Dies beweist wieder, dass (moderate) physische Aktivitäten ein Booster fürs Gehirn sind.
4. „Tragic Gap“ überwinden
„Der Tragic Gap ist kein angenehmer Ort, dennoch ist er der Platz, wo Neues entsteht.“
Aller Anfang ist schwer. Das leere Blatt Papier; der leere Raum, der gefüllt werden will. Aufgrund der Ungewissheit haben viele Hemmungen, wenn es darum geht, etwas Neues anzufangen. Zu unbequem. Lieber beiseite schieben. Zu beschäftigt, um sich darum zu kümmern.
Diese Vermeidungsstrategie - machen wir uns nichts vor - verhindert aber, dass Kreativität bzw. Innovation entstehen kann. Gewiss, der „Tragic Gap“ ist kein angenehmer Ort, zuweilen einsam, dennoch ist er der Platz, wo neues entsteht.
Anstatt uns in das Hamsterrad der Produktivität zu begeben, können wir noch produktiver werden, indem wir lernen, dass die Leere eine Chance ist. Learning by Doing. Sich mit dem „Tragic Gap“ zu beschäftigen, kann unheimlich bereichernd sein. Dafür müssen wir schnelle Antworten und Erwartungen loslassen, und alle Arten von Ideen (sowie ggf. aufkeimende Gefühle) betrachten. Wie wir damit umgehen?
Kleine Schritte
Fühlen wir uns blockiert, können kleine Schritte helfen, um zu starten. Ist der Start erstmal geschafft, wird der kreative Prozess in Gang gesetzt. So überwinden wir uns, um uns aus der Blockade zu navigieren. Jemand, der Content produziert, könnte zunächst damit starten, nur einen Satz aufzuschreiben. Es macht nichts, ob der Satz gut oder schlecht ist: Wenn mehr daraus entsteht (Bilder vorm inneren Auge / Storytelling), super! Wenn nicht, auf zum nächsten Satz. Es geht letztendlich darum, unverkrampft ans Neue heranzutreten und die eigenen Kanäle für frische Ideen zu öffnen.
Umfeld wechseln
In einem Workshop empfahl eine Coachin: „Wenn Sie in einem Meeting nicht weiterkommen, verlagern Sie das Gespräch nach draussen und gehen Sie gemeinsam um den Block.“ Auch Musiker arbeiten mit der Methode, das Umfeld zu ändern. So berichtet der berühmte Musikproduzent Rick Rubin von Sängern, die während der Aufnahme das Licht ausknipsen. Sie verändern somit ihre Wahrnehmung und erhalten neue Impulse, indem sie mit der Gleichförmigkeit ihrer Routine brechen. Bereits kleine Veränderungen können zu kreativen Anreizen führen, die den Schaffensprozess anschieben.
Innere Arbeit
Frischen Wind bekommen wir durch Imagination. Wir sollen ein Buch schreiben und kommen nicht weiter? Ein Autor könnte sich in dem Fall vorstellen, es wäre das letzte Werk, das er verfasst. Ein Olympionike erzählte auf einer Firmen-Veranstaltung eindrucksvoll, wie er die Visualisierung erfolgreich nutzte, um die optimale Leistung vor dem Wettkampf gedanklich abzuspielen. Es gibt viele kreative Herangehensweisen, um gewünschte Ergebnisse durch die Kraft der Gedanken zu erreichen. Imagination lässt uns konkret darüber nachdenken, wie wir das visualisierte Ziel erreichen. Ein beliebtes Coaching-Tool.
(Die richtigen) Menschen einbinden
Um den „Tragic Gap“ zu überwinden, kann man sich Hilfe holen. Am besten handelt es sich hierbei um vertrauensvolle Personen, die konstruktiv mitdenken und wirklich unterstützen möchten. Eine simple Einladung kann also enorm entlasten. In Gesprächen mit Freunden hatte ich zum Beispiel die besten Einfälle zu meiner Geschäftsidee: Digital Marketing auch für Kleine anzubieten, die sich eine Beratung sonst nicht leisten könnten usw. Wiederum andere müssen das Gefühl haben, ihr bestes vor einer Jury geben zu müssen. Sie challengen ihre intuitiven Ansätze, indem sie kleine Vorträge halten, die im Nachgang für Diskussionsstoff sorgen.
Den Kontext ändern
Manchmal muss man von neuem anfangen; beispielsweise, wenn die Podcasterin ihren Text nicht richtig rüberbringt oder der Online Coach seine Kursinhalte langweilig findet. In solchen Fällen hilft es, den Bezugsrahmen zu ändern. Wie? Die Podcasterin spricht frei, als würde sie sich live dem Menschen widmen, dessen Probleme sie behandelt. Es kann aber auch ein Vorbild sein, den wir in dem Moment gedanklich einbinden. Was würden Oprah Winfrey und Sabine Asgodom sagen? Welche Ideen hätten sie zu dem Thema? Der Online Coach könnte sich ein neues Szenario ausdenken, indem er die Kursinhalte so aufbaut, als müssten sie zunächst Anfänger verstehen.
Schreibe für jemand anderen
Als ich meine Website erstellte, tat ich mich anfangs schwer damit, die Texte zu verfassen. Da mir das bei Kund*innen leicht fällt, tat ich so, als würde ich für eine Kundin schreiben. So nahm ich den Druck raus, etwas Besonderes auszuklügeln. Der kreative Prozess des Schreibens hatte mich angeregt, mein Angebot für meine Kundschaft zu konzipieren. Das bringt mich zu dem nächsten Punkt..
Die Perspektive ändern
Ein klassisches Beispiel ist, wenn Startups oder Selbstständige ein neues Produkt auf den Markt bringen wollen. Sie haben also ein tolles Produkt gefunden, dass sie vermarkten wollen. Vor lauter Enthusiasmus setzen sie sich schon an die Verpackung, an eine neue Rezeptur und befassen sich intensiv mit der Befüllung der Social Media-Kanäle.
Wenn der Erfolg ausbleibt, sitzen sie vor dem leeren Blatt Papier. Sie können neu anfangen oder mit dem Vorhandenen arbeiten. In beiden Fällen ist es hilfreich, die Perspektive zu ändern, indem sie sich als Erstes in den potenziellen Kunden hineinversetzen. Mittels dem bereits angesprochenen Avatar könnten sie Annahmen treffen, die sie anhand von Umfragen, Daten o.ä. testen. Was kommt gut an? Wird der Bedarf abgedeckt? Was macht das Produkt einzigartig? Fragen, die konkrete Szenarien eröffnen und den Fokus auf Nutzen, Sinn und Anwendungen lenken. Sie lernen durch die Kundensicht die eigene Zielgruppe kennen, was wertvolle Impulse für notwendige Veränderungen gibt.
Informationen limitieren
Manchmal haben wir Blockaden, weil wir abgelenkt sind. Die Nebengeräusche sind zu laut, um sich mit dem Wesentlichen zu befassen. Die US-amerikanische Tänzerin und Choreografin Twyla Tharp schreibt in ihrem Buch „The Creative Habit – Learn it and use it for life“ darüber, wie wohltuend es ist, eine Ablenkungs-Diät zu machen. Benennen wir also die Ablenkungen und versuchen diese bestmöglich auszuklammern, während wir an unserem Vorhaben arbeiten. Das verhindert auch, dass wir in die Multitasking-Falle tappen. Reduzieren wir bewusst den Stress, um unserer Kreativität freien Lauf zu lassen.
5. Lerne etwas Neues!
Versuche etwas im Haus zu reparieren. Du hast Freunde, die sich damit auskennen, wie man Lampen anbringt? Ein Baumarkt in der Nähe bietet Kurse an? Prima, Zeit sich damit zu beschäftigen.
Wie lautet dein Lieblingssong? Schreibe einen Vers um, dass er nur zu dir oder zu deinen Liebsten passt.
Hole dir buntes Papier und mache Ausschnitte wie Henri Matisse. Ordne die Schnipsel so an, dass sie ein neues Bild ergeben. Oder überlasse alles dem Zufall, wie die Dadaisten.
Lerne die Sprache von dem anvisierten Urlaubsland. Dazu gibt es tolle Apps (z.B. Busuu), wo man Teil einer Lern-Community wird, die sich gegenseitig aktiv unterstützt.
Für Kreativität lohnt es sich, neue Wege zu gehen
Egal, mit welchen Prozessen wir uns befassen oder wie wir sie miteinander kombinieren: Kreativität ist das Ergebnis. Die Übungen sind nicht in Stein gemeißelt. Es geht vornehmlich darum, einen Rahmen zu schaffen, der uns erlaubt, über unsere üblichen Methoden hinauszugehen und neue Wege auszuprobieren. Konzentrieren wir uns auf divergentes Denken, verschieben wir unsere Perspektive und fokussieren wir uns auf unsere Aufmerksamkeit. Kreativität fördern: Es lohnt sich!
Buchempfehlung* zum Thema:
Rick Rubin, Musikproduzent hinter Adele, Jay-Z und U2 hat sein Buch "Kreativ. Die Kunst zu sein." als sein Lebenswerk herausgebracht.
Er gibt Einblicke über den Weg eines Künstlers.
Spiegel und NY Times Bestseller.
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Quellen:
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